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Im Spiegel der Presse 2002


 

Bürgernetz nach einem Hänger ganz dick "drin"

Mit 1900 Mitgliedern im Netz - Deutliche Warnung für Surf-Sucht

Freisinger Tagblatt 19./20.1.2002

Das "Bürgernetz Weihenstephan", im November 1995 in Moosburg gegründet, hat sich einen festen Platz im Internet-Geschäft erobert. Rund 1900 Vereinsmitglieder wählten im Jahr 2001 den regionalen Weg ins Netz. Was bietet das Bürgernetz seinen Mitgliedern über den Anschluss ans World Wide Web hinaus? Was ist FiMuS? Und, nach der Krise im Sommer diesen Jahres: Hat sich der Verein für zukünftige Pannen gewappnet? Antworten von Vorstandsmitglied Markus Pöschl und FiMuS-Vorsitzender Britta Feldner im Gespräch mit FT-Reporter Andreas Sachse im Bürgernetz-Büro in der Volkshochschule.

Welche Idee steckt hinter dem Bürgernetz?

Pöschl: Der Verein ist auf Initiative des Freistaats Bayern gegründet worden. Die Staatsregierung wollte seinerzeit jedem Bürger die Möglichkeit eröffnen, an moderner Kommunikation teil zu haben.

Hat sich der Freistaat finanziell beteiligt?

Pöschl: Ja, wir wurden "gefördert".

Warum die zynische Betonung?

Pöschl: Der Freistaat hat uns lediglich eine Standleitung gesponsert. Für den Rest mussten wir selbst sorgen. Die Computer, die Sie hier sehen, sind Spenden. Im Jahr 1999 ist die Förderung gänzlich gestrichen worden.

Der Grund für die Krise in diesem Sommer?

Pöschl: So ist es. Nach dem Absprung der Staatsregierung mussten wir uns Ende 1999 einen neuen Anbieter suchen, der uns eine Standleitung zur Verfügung stellt. Wir hatten Erfolg. Doch das Unternehmen des neuen Anbieters ging nach einem Rechtsstreit in Konkurs.

Feldner: Von einen auf den anderen Tag sind bei uns die Lichter ausgegangen.

Kann so etwas denn wieder passieren?

Pöschl: Nein, wir haben vorgesorgt. Um uns abzusichern, arbeiten wir jetzt mit zwei Anbietern. Fällt einer aus, können unsere Mitglieder sich über den zweiten Anbieter ins Netz wählen. Sich nur auf einen Anbieter zu stützen, das war ein Fehler.

Bis auf den Hänger im vergangenen Sommer und einen Mitgliedereinbruch 1999 hatten Sie regelmäßig Neuzugänge von 100 Prozent und mehr.

Pöschl: Nach dem Wegfall staatlicher Förderung mussten wir 1999 unsere Jahresbeiträge deutlich erhöhen. Von 72 auf 120 Mark. Die Folge war eine dramatische Austrittswelle.

Wie haben Sie darauf reagiert?

Pöschl: Wir stellten bald fest, dass wir zu pessimistisch kalkuliert hatten. Erhöhte Beiträge gaben wir an unsere Mitglieder in Form von Gratis-Surf-Stunden zurück. Inzwischen hat sich das Bürgernetz so gut etabliert, dass wir nur noch 36 Mark im Jahr verlangten. Das Bürgernetz will keinen Gewinn erzielen. Bis auf Rücklagen für unsere Technik, fließt alles Geld in Form von mehr Service an unsere Mitglieder zurück. Wir Aktiven sind ausschließlich Ehrenamtliche.

Wird Bürgernetz also noch günstiger werden?

Pöschl: Eher nicht. Wir sind bereits an der Grenze des Machbaren angelangt. Dennoch, mit 36 Mark pro Jahr sind wir deutlich preiswerter als unsere Hauptkonkurrenten T-online und AOL. T-online verlangt acht Mark Grundgebühren im Monat. Außerdem müssen sich unsere Mitglieder nicht wie bei den angeblich so günstigen Call-by-Call-Zugängen über versteckte Einwahlkosten ärgern.

Ihr großes Plus gegenüber der Konkurrenz?

Pöschl: Wir legen sogar noch einen drauf. Da wir regional arbeiten, können wir auch einen besseren Service anbieten. Wenn der Computer streikt, bringen unsere Mitglieder das Gerät zum Richten vorbei. Im Notfall machen wir auch Hausbesuche.

Anfang Dezember haben Sie eine Internet-Umfrage zum Thema Stadtbücherei durchgeführt. Verfolgt Bürgernetz politische Ambitionen?

Pöschl: Sicher nicht. Wir wollten den Freisingern nur eine Möglichkeit geben, ihre Meinung zu aktuellen Themen zu formulieren. Interessanterweise hat die Umfrage ein Ergebnis gebracht, diametral entgegengesetzt zu dem Beschluss, den in der Woche darauf der Stadtrat gefällt hat. 90 Prozent von 400 abgegebenen Stimmen hätten die Bücherei lieber im Gefängnis, nicht in der alten Feuerwehrwache.

Werden Sie solche Aktionen auch in Zukunft durchführen?

Pöschl: Ja. Das war ein Probelauf.

Seit 1997 gibt es den FiMuS.

Feldner: Ja, der Förderverein innovativer Medien und Schulungen. Träger ist das Bürgernetz. Das oberste Ziel des Bürgernetz', Privatpersonen, Familien, Vereine, Firmen und Gemeinden an das Internet heranzuführen, sich dort zu informieren bzw. selbst präsent zu werden, setzt FiMuS in die Tat um.

Zum Beispiel?

Feldner: Wir laden regelmäßig zu Vorträgen in die Stadtbücherei. Und wir veranstalten Schulungen zu Internet-Themen. Newsgroups, Suchmaschinen, Homepage, Einführung in das E-mail-Programm. Letzteres in der Fachhochschule Weihenstephan.

Muss man Mitglied beim FiMuS sein, um an den Schulungen teilnehmen zu dürfen?

Feldner: Natürlich nicht. Aber wer im Jahr zwölf Euro Mitgliedsbeitrag zahlt, erhält einen Nachlass. Dank eines Rahmenvertrags mit Telekom können wir FiMuS-Mitgliedern zusätzlich günstige Handy-Verträge für TD1 anbieten.

Wohin man schaut, das World Wide Web ist zugekleistert mit Werbung. Dafür muss ich mir keinen Internet-Zugang leisten.

Pöschl: In der Tat, sehr unschön. Gefährlich auch; denn der Nutzer schreckt ab, wenn jeder freie Fleck mit Werbung zugeklatscht wird.

Was tun?

Pöschl: Es gibt kostenlose Software, die Werbebanner ausblendet. Einfach aus dem Netz herunter laden. Wir beraten unsere Mitglieder entsprechend. Übrigens, da wir gerade beim Thema sind. Eine große Gefahr für das Internet geht zur Zeit von Viren und Würmern aus.

Würmer?

Pöschl: Ja, wie Viren schleichen sich Würmer via E-mail in ihren Computer und richten Chaos an. Nutzer sollten sich auch hier mit entsprechender Software schützen. Außerdem empfehle ich - etwa für Windows - den neuen Browser herunter zu laden. Der warnt zumindest vor verseuchten e-mails.

Auf seiner Homepage weist das Bürgernetz auf Internet-Sucht hin.

Pöschl: Surf-Sucht ist heute eine anerkannte Krankheit. Ich kenne Leute, die fangen an zu zittern, wenn sie nicht ihre sechs Stunden Internet täglich bekommen. Einen Betroffenen allein auf seine Probleme hinzuweisen, nutzt natürlich herzlich wenig. Deshalb bieten wir gleich neben dran Kontaktadressen für Selbsthilfegruppen an. Wir finden, wer Menschen ins Netz vermittelt, sollte auch auf Gefahren hinweisen.

Kontakt: Kammergasse 2, Dienstag 19 bis 21 Uhr oder telefonisch: (0 81 61) 919411 (Anrufbeantworter).

Tarife: Erwachsene 18,41 Euro/Jahr, Jugendliche 9,20 Euro. Jedes weitere Familienmitglied acht Euro. Extra Tarife für Firmen und Vereine.

Einwahlgebühren: Standard: 1,48 Cent/Min., werk- tags 9 bis 18 Uhr. Sonst 0,97 Cent. Plustarif: rund um die Uhr 0,99 Cent/Min.


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Zuletzt bearbeitet am 23.1.2002 vom WebTeam Moosburg (E-Mail)